Die Entdeckung meines verlorenen Zwillings – ein Erfahrungsbericht

Am Valentinstag 2014 wurde ich auf eine für mich ganz furchtbare Art und Weise von meinem von mir so geliebten Freund verlassen. Ich dachte in der Email an meine Firmenadresse von ihm würde ich die Informationen finden, wo wir gemeinsam den Valentinstag verbringen würden. Stattdessen enthielt die Nachricht nur die Information seinerseits über das Ende der Beziehung. Mit jedem Wort, was ich damals lesen musste wurde mir heiß und kalt. Das Blut stürzte aus meinem Körper zu meinen Füßen. Es war als tat sich der Boden unter meinen Füßen auf und ich müsste ins bodenlose stürzen. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Fing die Email erneut an zu lesen, um endlich den Hinweis auf den vermeintlichen Scherz zu entdecken. Den musste ich doch überlesen haben. Aber jedes erneutes Lesen verdeutlichte mir nur die Gewissheit.

Ich war verlassen worden. In mir breitete sich nur noch ein riesiger Schmerz aus. Nur mit Mühe und der mentalen Unterstützung meiner Freundinnen, die ich über die Aktion per WhatsApp informiert hatte, konnte ich den Arbeitstag zu Ende bringen. Ich funktionierte einfach nur. Arbeitete wie eine Maschine ohne irgendwelche Emotionen. Einfach schematisch lieferte ich die erforderten Ergebnisse meiner Arbeit ab. Nach der Arbeit fuhr ich zu mir nach Hause und weinte mir die Seele aus dem Leib. Meine Freundin kam und stand mir bei, doch die Tränen schienen nicht trocknen zu wollen. Ich habe Sturzbäche geweint. Es war eine furchtbare Verzweiflung, in der ich mich befand. Doch ich spürte keine Wut. Keine Wut darüber, wie grausam dieser Abgang von ihm war. Kein Entsetzen darüber, welchen hässlichen Weg er gewählt. Kein Abscheu über seine Feigheit. Ich spürte nur Trauer und eine unendliche Leere in mir.


Nach dem Trauerwochenende versuchte ich den Alltag zu stemmen Ich stürzte mich in die Arbeit. Las abends Ratgeberbücher über bindungsunfähige Menschen und ihre Partner sowie Hilfestellung bei dem Umgang mit Trennungen. Verabredet mich mit Freundinnen und machte Sport. Ich befolgte die Ratschläge aus den Ratgebern und löschte alle Kontaktdaten, sperrte seine Nummern in meinem Handy und vermied alle Orte, an denen ich ihm hätte begegnen können. Ich suchte mir ein neues Hobby und lernte Klavierspielen. Jeden überlebten Tag zelebrierte ich und sprach mir Mut zu. Alle klugen Sprüche aller Großmütter dieser Welt betete ich gebetmühlenartig immer wieder vor mir her, im Sinne von, die Zeit heilt alle Wunden. So vergingen die Monate und nach außen schien alles super. Ich nahm aktiv am sozialen Leben teil und hatte Spaß an den Unternehmungen. Doch tief in mir war sie einfach da, diese furchtbare Leere. Sie ließ sich einfach nicht mit Leben füllen. Tief in mir war ein riesiger Krater zu finden. Es fühlt sich nicht vollständig an. Ich ermahnte mich zu Geduld mit mir selbst und verordnete mir einfach mehr Zeit zur Verarbeitung. Ich ignorierte die Ratschläge der Freunde, mich doch in einem Internetportal anzumelden, um neue Bekanntschaften zu schließen. Ich war einfach nicht dazu bereit. Selbst wenn ich ausging und von durchaus attraktiven und sympathischen Männer angesprochen wurde, kam bei mir nur der Fluchtgedanke auf und oft nahm ich die Beine in die Hand und rannte förmlich davon.


8 Monate nach der Email erhielt ich von ihm einen Anruf zu meinem Geburtstag und dem Vorschlag, sich zum Essen zu treffen. Ich war völlig überrascht und auch voller Freude. Fühlte mich auch zunächst gefestigt genug, ihn wiederzusehen. Doch je näher der Termin der Verabredung rückte, umso mehr ging es mir schlecht. Kurz vorher riss ich die Reißleine und sagte ihm ab. Ich begründete ihm das, dass ich noch zu viele Gefühle zu ihm hatte und ich das nicht aushalten könnte, ihn zu sehen. Es würde mich zu sehr zurückwerfen. Seine Antwort zeugte von Verständnis, aber auch von einer eindeutigen Absage daran, dass es kein „Wir“ mehr geben würde. Wieder war sie da, die völlige Leere und tiefe Trauer. Meine Freundin empfahl mir daraufhin das Buch „Der verlorene Zwilling“ zu lesen. Ihren Rat befolgend las ich es und musste bei den Erfahrungsberichten Rotz und Wasser heulen. Endlich hatte ich das Gefühl, jemand versteht meine Gefühle. Beim Lesen rief ich laut aus: „Ja, so ist das. So fühlt sich das auch bei mir an.“ Endlich fühlte ich mich verstanden.
Die Idee, die mir dann kam, war in einer Familienaufstellung die Partnerschaft zu betrachten. Ich wollte endlich Klarheit haben und alles verarbeiten und abschließen können. Das Universum hatte am Tag des Familienstellens jedoch anderes vor. Aus dem Beziehungsthema wurde das Mutter-Tochter-Verhältnis. Die Ergebnisse dieser Aufstellung waren wunderbar, jedoch lösten sie nicht mein Beziehungsproblem bzw. den Umgang mit dem Verlust.


Wieder war es der Tipp meiner Freundin an einem Traumabearbeitungswochenende teilzunehmen und ins Wasser zu gehen, um da die Erlebnisse im Mutterleib wieder hervorzuholen. Ich war auf der einen Seite sehr skeptisch gegenüber dieser Methode, auf der anderen Seite jedoch auch sehr neugierig, auf das was ich wohl erleben und erfahren würde.
Diese Wochenende im körperwarmen Wasser war mit das Beste, was ich bisher gemacht. Es ist unglaublich wie schnell man in eine völlige Entspannung gelangt. Es kommen viele Gefühle hoch. Tränen können laufen und Liebe kann gespürt werden. Bei diesem Wochenende konnte ich auch herausfinden dass ich wirklich einen Zwilling hatte. Als dieser mir während der Arbeit im Wasser an die Seite gestellt wurde, war mein Glück vollkommen. Es gab keine Leere mehr. Ich konnte meinen Zwilling ganz nah an mich herandrücken. Jeder Wassertropfen zwischen uns war schon zu viel. Dramatisch war der Moment als ich meinen Zwilling wieder gehen lassen musste. Da war es dann wieder da. Das mir so bekannte Gefühl der Leere. Dieser Kloß im Hals, wenn mir etwas Geliebtes genommen wird. Auch jetzt, wenn ich diese Zeilen schreibe, kommen mir wieder die Tränen.


Doch ich habe endlich eine Erklärung für mein Verhalten in bestimmten Situationen in Beziehungen gefunden. Ich kann diese Gefühle nun viel besser zuordnen. Der Beziehungspartner muss nicht mehr als Ersatz für meinen Zwillingsbruder herhalten. Er kann das sein, was er ist, nämlich mein Lebenspartner. Die anderen Gefühle gehören zu meinem Zwilling und werden dort auch von mir bearbeitet. Alles hat jetzt seine Ordnung. Mit dieser Klarheit konnte ich letztendlich meinen Expartner auch gut verabschieden. Ich habe ihn nur verwechselt und bin ihm sehr dankbar für all das, was er bei mir ausgelöst hat. Ohne diese Erlebnisse mit ihm, hätte ich so schnell nicht gefunden, was mir eigentlich gefehlt hat. Auf mich warten nun viele neue Erfahrungen und völlig neue Formen von Beziehungen. Ich bin gespannt, glücklich und in freudiger Erwartung, was das Universum mir als nächste Aufgabe stellt.


Katrin aus K. – 25.01.2015

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